Ein Wasserschaden trifft Papier gnadenlos: Fasern quellen auf, Tinte verläuft, Schimmel droht. Mit der richtigen Papierbearbeitung nach Wasserschäden lässt sich jedoch erstaunlich viel retten. Entscheidend sind Ruhe, zügiges Handeln und die passenden Schritte in der richtigen Reihenfolge. Die folgenden Hinweise helfen dabei, nasses Papier zu stabilisieren, schonend zu trocknen, zu glätten und anschließend sicher zu archivieren.

Erste Hilfe: Nasses Papier richtig stabilisieren

Wenn Papier klatschnass ist, gilt: nicht übereilt blättern, ziehen oder voneinander lösen. Nasse Fasern reißen extrem leicht, und besonders beschichtetes oder glänzendes Papier kann beim Antrocknen zusammenkleben. Stapel stattdessen flach lagern, überschüssiges Wasser vorsichtig ablaufen lassen und die Oberflächen mit saugfähigem, fusselfreiem Papier (Küchenrolle ohne Muster, blotting paper) nur leicht betupfen, nicht reiben.

Um weitere Schäden zu verhindern, ist Temperatur- und Feuchte-Kontrolle wichtig. Stelle die Unterlagen in einen kühlen, gut belüfteten Raum, fern von direkter Sonne und Heizquellen. Luftbewegung darf sanft sein; ein Ventilator in indirekter Position genügt. Vermeide Föhne, Heizlüfter und Bügeleisen in dieser Phase, denn hohe Wärme beschleunigt Verformungen, fördert Tintenwanderung und begünstigt Schimmelbildung, wenn Feuchte ungleichmäßig entweicht.

Bei großen Mengen oder drohender Schimmelbildung ist Einfrieren die beste Sofortmaßnahme. Lege die nassen Stapel getrennt durch Backpapier oder Silikonpapier flach in Beutel und friere sie ein. Das stoppt chemische Prozesse und verschafft Zeit für eine spätere, kontrollierte Trocknung (idealerweise Gefriertrocknung). Besonders heikel: Fotos und gestrichene Papiere. Diese sollten, solange sie noch feucht sind, vorsichtig voneinander gelöst oder zumindest mit Trennlagen versehen werden, damit sie beim Auftauen nicht fest zusammenhaften.

Trocknung, Glätten und Archivierung ohne Schäden

Für die Trocknung eignen sich zwei Wege: lufttrocknen in kleinen Portionen oder professionell gefriertrocknen lassen. Beim Lufttrocknen Einzelseiten oder dünne Bündel flach auslegen, jeweils mit saugfähigem Papier unterlegen und regelmäßig die Unterlagen wechseln. Stehend trocknen ist möglich, wenn die Feuchte moderat ist: Dazu die Blöcke leicht V-förmig auffächern und mit Abstandshaltern stabilisieren. Immer auf gleichmäßige Luftzirkulation achten und die Feuchte im Raum niedrig halten, ideal 40–50 Prozent.

Ist das Papier trocken, bleiben oft Wellen zurück. Zum Glätten sanft anfeuchten, niemals durchnässen: Eine kurze, kontrollierte Klimatisierung in einer geschlossenen Box mit leicht feuchtem Tuch (ohne direkten Kontakt) macht die Fasern geschmeidig. Anschließend zwischen sauberen, säurefreien Blottern und glatten Brettern unter moderatem Druck über Nacht pressen. Keine direkten Bügeleisen auf Papier; wenn überhaupt, nur mit Schutzlage (Silikonpapier) und minimaler Wärme, um Glanzstellen und Tintenmigration zu vermeiden.

Für die Archivierung pH-neutrale, vorzugsweise gepufferte Mappen, Umschläge und Boxen verwenden. Empfindliche Medien wie wasserlösliche Tinten, Aquarelle oder Fotopapiere benötigen ungepufferte, aber dennoch säurefreie Materialien. Jedes Blatt staubfrei mit weichem Pinsel oder HEPA-Absaugung reinigen, Klebebandreste nicht abreißen, sondern später fachgerecht konservieren lassen. Dokumentiere Datum, Art des Wasserschadens und die getroffenen Maßnahmen; lagere das Material für zwei bis vier Wochen separat und kontrolliere auf Geruch oder sichtbares Schimmelwachstum, bevor es ins Hauptarchiv zurückkehrt.

Papierbearbeitung nach Wasserschäden ist ein Rennen gegen Zeit, Feuchte und Mikroorganismen. Wer zuerst stabilisiert, dann kontrolliert trocknet, behutsam glättet und schließlich säurefrei archiviert, rettet Substanz und Lesbarkeit. Bei wertvollen Stücken, großen Mengen oder Schimmelverdacht lohnt der Gang zur Fachrestaurierung — und für den Alltag sichern einfache, systematische Schritte die bestmöglichen Ergebnisse.

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