Effiziente Papieraufbereitung entscheidet über Kosten, Qualität und Umweltbilanz einer Papierfabrik. Wer seine Prozesse vom Rohstoffeingang bis zum Refiner, vom Sortieren bis zur Dispergierung beherrscht, reduziert Ausschuss, spart Energie und Wasser und senkt den Chemikalieneinsatz spürbar. Die folgenden Strategien zeigen, wie eine systematische Prozessanalyse mit kluger Rohstoffwahl die Basis legt und wie gezieltes Ressourcenmanagement die Effizienz nachhaltig steigert.

Prozessanalyse und Rohstoffwahl: Grundlage der Effizienz

Der erste Schritt ist eine lückenlose Prozessanalyse: Materialströme, Verluste und Qualitätskennwerte werden entlang der Linie vom Pulper über Grob- und Feinsortierung, Rejektbehandlung, Deinking (falls relevant), Reinigung, Dispergierung bis zum Refiner erfasst. Wichtige KPIs sind Faserlänge, Feinanteil, Schmutzpunktzahl, Aschegehalt, Helligkeit, Leitfähigkeit, CSF/SR sowie Ausbeute und spezifischer Energieverbrauch pro Aggregat. Online-Messungen (Konsistenz, Zeta-Potenzial, Helligkeit, Partikelzählung) und regelmäßige Laborchecks bilden die Basis für datenbasierte Entscheidungen und stabile Regelkreise.

Auf dieser Grundlage wird der Rohstoff gezielt ausgewählt und konditioniert. Die Mischung aus Primärfasern und Recyclingfasern (z. B. OCC, ONP, Magazinpapiere, Büroaltpapier) richtet sich nach geforderter Festigkeit, Helligkeit und Opazität. Eingangskontrollen auf Feuchte, Störstoffe (Plastik, Metall, Folien), Klebstoffe und Druckfarbenanteil zahlen sich aus, denn jede kontaminierte Tonne erhöht später die Sortierlast und die Chemikalienbedarfe. Lieferantenbewertung, Sortenreinheit, Vorzerkleinerung und Detritus-Management (z. B. Schwerteilabscheider, Rejektschnecken) stabilisieren den Prozess und verbessern die Ausbeute.

Die Feinabstimmung erfolgt über gezielte Parameterstudien an kritischen Aggregaten. Beispiele sind Verweilzeit und Temperatur im Pulper, Slotweiten in Sieben, Düsen- und Konusgeometrie in Cleanern, Dispergiertemperatur und -spalt sowie Refiner-Platten und -Spaltregelung. Statistische Versuchsplanung (DoE) hilft, Wechselwirkungen (z. B. zwischen Temperatur, pH und Chemikalienwirksamkeit) sichtbar zu machen. Ziel ist eine „robuste Zone“, in der Rohstoffschwankungen abgefangen werden, ohne Qualitätseinbußen oder Mehrverbräuche zu riskieren.

Energie- und Wasserverbrauch sowie Chemikalien senken

Energieeffizienz beginnt bei der Lastverteilung. Pulper und Auflöser lassen sich über Füllgrad, Rotordrehzahl und Faserstoffkonsistenz so fahren, dass Auflösequalität bei minimaler Verweilzeit erreicht wird. In der Stoffaufbereitung liegt viel Potenzial im Refiner: Mit passender Plattengeometrie, automatisierter Spaltregelung und Kennwerten wie spezifischer Kantenlast (SEL) und Energie pro Tonne lassen sich 10–20 % Energie sparen, ohne Festigkeit einzubüßen. Häufig sind 50–300 kWh/t für die Aufbereitung realistisch; Optimierungen wie bedarfsgerechte Frequenzumrichter, Lastmanagement und das Abschalten von Leerlaufaggregaten senken den Sockelverbrauch. Wärmerückgewinnung aus warmem Weißwasser und Dispergierstufen mittels Plattenwärmetauschern reduziert zusätzlich Dampfbedarf.

Beim Wasserverbrauch ist die Kaskadierung entscheidend: Sauberes Wasser nur, wo es zwingend nötig ist; an anderer Stelle rückgeführtes Filtrat. Geschlossene Weißwasserkreisläufe, effiziente Entwässerung (Scheibenfilter, Siebband), DAF-Anlagen und Sieb-/Duschwasserkonzepte nach dem Gegenstromprinzip senken Frischwasser auf Best-in-Class-Werte von 3–5 m³/t (viele Werke liegen bei 5–15 m³/t). Gleichzeitig müssen Anreicherungseffekte (Salze, Anionenfracht, COD) beherrscht werden, etwa über Teilstromreinigung, Schlammentwässerung und ein sauberes Duschwassermanagement. Dichte Überwachung von Leitfähigkeit, Temperatur und Mikrobiologie vermeidet Geruchs- und Schleimprobleme.

Chemikalien lassen sich durch präzise Dosierung und Prozessstabilität reduzieren. Im Deinking wirken optimierte Rezepturen aus Lauge, Natriumsilikat, Peroxid und Tensiden nur bei passendem pH, Temperatur und Konsistenz maximal; Inline-Titration der Ladungsbilanz (Zeta-Potenzial) verhindert Überdosierung von Fixierern, Retentionsmitteln und Entschäumern. Enzymatische Vorbehandlungen (z. B. Xylanasen) können den Aufschluss erleichtern und Peroxidbedarf senken, ohne Festigkeit zu schädigen. Für Pitch- und Stickies-Kontrolle helfen Talc, Kaolin oder kationische Polymere dosiert nach Störstofflast; Dispergierung statt „Chemie-Hammer“ verhindert Sekundärprobleme. Insgesamt lassen sich häufig 10–30 % Chemikalien einsparen, wenn Prozessfenster eng geführt und Lastschwankungen am Rohstoff gezielt abgefangen werden.

Effizienz in der Papieraufbereitung entsteht aus klarem Prozessverständnis, konsequenter Rohstoffstrategie und einem disziplinierten Ressourcenmanagement. Wer Mess- und Regeltechnik intelligent nutzt, Versuchsplanung einsetzt und Kreisläufe beherrscht, reduziert Energie-, Wasser- und Chemikalienverbräuche spürbar – bei gleichzeitig stabiler Qualität. Der Weg führt über kontinuierliche Verbesserung im laufenden Betrieb: kleine, messbare Schritte, die sich zu großen, nachhaltigen Effekten summieren.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *