Rollenware – ob Teppichboden, PVC/CV, Linoleum oder Kautschuk – reagiert sehr unterschiedlich auf Feuchtigkeit. Bei Wasserschäden entscheiden Stunden über Erhalt oder Ersatz, Hygiene oder Schimmel. Wer systematisch vorgeht, spart Kosten, verkürzt Ausfallzeiten und schützt die Gesundheit.

Rollenware bei Wasserschäden richtig behandeln

Zuerst gilt: Sicherheit und Einschätzung. Strom in betroffenen Bereichen abschalten, Wasserzufuhr stoppen und den Schaden dokumentieren (Fotos, Uhrzeit, Herkunft). Beurteilen Sie die Wasserqualität: klares Leitungswasser (häufig rettbar), verschmutztes Grauwasser (z. B. aus Waschmaschine) und Schwarzwasser (Rückstau, Fäkalien) mit hohem Keimrisiko. Je höher die Kontamination und je länger die Einwirkzeit, desto wahrscheinlicher ist ein Rückbau statt Rettung. Versicherer frühzeitig informieren und keine übereilten Entsorgungen ohne Freigabe vornehmen.

Rollenware ist nicht gleich Rollenware. Textile Beläge mit Schaum- oder Juterücken saugen stark, Unterlagen (PU-/Gummigranulat, Filz) speichern Feuchte und sind hygienisch kaum sicher zu trocknen. PVC/CV-Beläge sind an der Oberfläche oft wasserunempfindlich, doch dringt Wasser an Rändern/Übergängen darunter, weichen Dispersionskleber auf, es bilden sich Blasen, und unter dem Belag kann sich mikrobielles Wachstum entwickeln. Linoleum reagiert empfindlich auf langanhaltende Durchfeuchtung und alkalische Milieus, Kanten können aufquellen. Kautschuk ist robust, aber Klebschichten und Untergründe bleiben das Nadelöhr.

Die Entscheidungsgrundlage für „Retten oder Ersetzen“ ist eine Kombination aus Zeit, Kontamination, Materialaufbau und Untergrund. Wurde ein Teppichboden mit Juterücken länger als 24–48 Stunden durchfeuchtet, steigt das Risiko von Geruch und Schimmel stark; häufig ist dann ein Ausbau sinnvoll. Bei Schwarzwasser sind textilen Beläge und Unterlagen aus Hygienegründen in der Regel zu entsorgen. Liegt Rollenware auf Holzuntergründen, drohen Formverzug und verdeckte Feuchte – hier braucht es konsequente Messungen und ggf. Öffnungen. Im Zweifel empfiehlt sich die Begutachtung durch Fachbetriebe für Wasserschadensanierung.

Von Trocknung bis Sanierung: Praxisnahe Schritte

Nach der Erstabsicherung folgt zügige Wasserentnahme. Sichtbares Wasser mit Nasssauger abziehen, Sockelleisten behutsam lösen, um Trocknungsluft in Randzonen zu bringen. Textile Rollenware randweise anheben („liften“), Unterlagen separieren und in der Regel entsorgen. Luftentfeuchter und Luftbewegung gezielt einsetzen, Kreuzkontamination vermeiden (Luftführung, Filter). Bei Verdacht auf mikrobielles Wachstum: Flächenreinigung und – sofern freigegeben – desinfizierende Zwischenbehandlung. Fortschritt täglich messen und dokumentieren (Oberflächenfeuchte, Raumluft, unter dem Belag).

Materialspezifisch vorgehen. Teppichboden: Nach der Grobentwässerung kann „Float-Drying“ sinnvoll sein, bei dem Luft unter den gelifteten Belag geführt wird; Voraussetzung ist hygienische Unbedenklichkeit. Unterlagen werden durch neue ersetzt; nach vollständiger Untergrundtrocknung wird der Teppich gestreckt (Kniekicker/Power-Stretcher), Nähte prüfen und ggf. neu verschweißen/tapen. PVC/CV/Linoleum: Blasenbildung ist ein Hinweis auf gelösten Kleber; Belag anheben, Kleberreste vollständig entfernen, Estrich trocknen und erst bei belegreifer Restfeuchte neu verlegen. Linoleumkanten sorgfältig behandeln, alkalische Reinigungsmittel vermeiden. Gerüche konsequent adressieren – sie sind oft ein Hinweis auf verbliebene Feuchte oder mikrobielle Aktivität.

Abschluss und Prävention. Reinstallation erst, wenn Untergrund belegreif ist (CM-/elektrische Messung, Ausgleich der Raumfeuchte), und Nähte, Abschlussprofile sowie Sockel fachgerecht erneuern. Eine Geruchs- und Sichtkontrolle reicht nicht: Messprotokolle und Fotodokumentation sichern Gewährleistung und Versicherungsansprüche. Nach der Sanierung Ursachen abstellen (Dichtungen, Fallrohre, Rückstauklappen), kritische Bereiche ggf. mit feuchteresistenten Materialien ausstatten und Randfugen/Anschlüsse korrekt ausführen. In Kellern und Feuchträumen sind diffusionsoffene Aufbauten und kontrollierte Lüftung/Trocknung Schlüssel für dauerhafte Schadensfreiheit.

Wer Rollenware bei Wasserschäden strukturiert behandelt – Gefährdung prüfen, zügig entfeuchten, materialgerecht sanieren und den Untergrund sicher trocknen – verhindert Folgeschäden und spart Kosten. Textile Beläge lassen sich nur in engen Zeitfenstern und unter hygienisch sauberen Bedingungen retten; elastische Beläge fordern vor allem einen trockenen, klebfähigen Untergrund. Früh handeln, sauber dokumentieren und bei Unsicherheit Fachleute hinzuziehen – so bleibt der Schaden beherrschbar.

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