Die Aufbereitung von Papier ist das Herzstück des Recyclings: Sie verwandelt heterogenes Altpapier in einen sauberen, prozessfähigen Faserstoff, der konsistente Qualität für neue Papier- und Kartonprodukte liefert. Wer die Prozessschritte und die begleitende Qualitätskontrolle versteht, kann Ertrag, Stabilität und Nachhaltigkeit zugleich steigern.
Prozessschritte der Papieraufbereitung für Recycling
Am Anfang steht die Eingangskontrolle und Sortierung des Altpapiers nach EN-643-Klassen. Fehlwürfe, Kunststoffe, Metalle und nasse oder stark verschmutzte Fraktionen werden so früh wie möglich abgetrennt, damit die Anlage stabil läuft. Im Pulper wird das Material mit Wasser aufgelöst; Rotoren und Hydrodynamik lösen Fasern sanft aus dem Verbund, während Grobstofffänger Schnüre, Folien oder große Störstoffe zurückhalten.
Es folgen mechanische Trennstufen: Drucksorten und Lochsiebe entfernen Partikel oberhalb definierter Schlitz- oder Lochweiten, Zentricleaner scheiden schwere Partikel wie Sand und Büroklammern ab. Bei grafischen Qualitäten kommt Deinking zum Einsatz: Flotation mit Luftblasen hebt gelöste Druckfarbenpartikel an die Oberfläche, wo sie als Schaum abgeschöpft werden. Waschen und Eindicken senken Asche- und Feinstoffgehalte, während Dispergieren kleinteilige Störstoffe zerlegt und optisch unauffälliger macht.
Im Anschluss wird der Faserstoff konditioniert: Mahlen/Refining stellt Fibrillierung und Wasserhaltevermögen ein, Frischfasern werden je nach Rezeptur beigemischt. Additive wie Stärke, Leimungsmittel, Füllstoffe und Retentionshilfen optimieren Laufeigenschaften und Papiereigenschaften. Geschlossene Wasserkreisläufe, Wärmeintegration und eine effiziente Abwasserbehandlung reduzieren den Ressourcenbedarf und stabilisieren die Aufbereitung von Papier im industriellen Dauerbetrieb.
Qualitätskontrolle und Schadstoffentfernung im Prozess
Qualität entsteht aus Messung und Regelung. Online-Sensoren überwachen Konsistenz, Leitfähigkeit, pH und Temperatur; Helligkeit, Aschegehalt, Faserlängenverteilung und optische Schmutzpunkte werden im Labor und inline erfasst. Für Deinking-Qualitäten sind Deinkbarkeit, Restfarbpartikel (EP, dirt count) und Weißgrad entscheidend; für Verpackungen dominieren Festigkeit, Prozessstabilität und Geruchsneutralität.
Schadstoffe treten in vielen Formen auf: klebrige „Stickies“ aus Haftklebern und Hotmelts, Druckfarbenpartikel, Barriere- und Dispersionsbeschichtungen, Mikrokunststoffe, Mineralöle sowie anorganische Lasten wie Sand. Ihre Entfernung folgt dem Prinzip „so früh wie möglich, so gezielt wie nötig“: Grobabscheidung, Siebung und Cleaner für Makro- und Schwerstoffe; Flotation und Waschen für feine organische Partikel und Druckfarben; Dispergieren für optische Beruhigung; chemische Hilfsmittel wie Tenside, Komplexbildner, Natronlauge und Wasserstoffperoxid zur Farbablösung und Aufhellung. Die richtige Kombination hängt von der Altpapiermischung und der Zielqualität ab.
Die Qualitätskontrolle wird durch Standards und Daten gestützt: Wareneingang nach EN 643, Prozesslenkung mit SPC, regelmäßige Geruchs- und Migrationsprüfungen für Lebensmittelkontaktpapiere sowie Überwachung potenziell kritischer Stoffe wie MOSH/MOAH. Rückverfolgbarkeit der Chargen, abgestimmte Rezepturen und vorausschauende Wartung begrenzen Schwankungen. Eine effiziente Schlamm- und Abwasserbehandlung entfernt Feinpartikel und Adsorbierbare Stoffe, senkt Chemikalienverbrauch und schließt Kreisläufe – das Ergebnis ist reproduzierbare Qualität bei minimalem ökologischen Fußabdruck.
Erfolgreiche Papieraufbereitung bedeutet, Stoffströme präzise zu trennen, Fasern gezielt zu veredeln und Störstoffe konsequent zu eliminieren – gesteuert von belastbaren Messdaten. Wer Prozesse, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit ganzheitlich verbindet, erzielt stabile Produktion, hohe Rezyklatanteile und Papierqualitäten, die mit Frischfaserprodukten konkurrieren können.