Beschädigte Papierrollen gehören in vielen Papier- und Weiterverarbeitungsbetrieben zum Alltag. Anstatt sie pauschal auszubuchen, lässt sich ein großer Teil mit klaren Prozessen, geübtem Blick und passenden Maschinen effizient aufbereiten. Das senkt Kosten, reduziert Abfall und stellt gleichzeitig die geforderte Qualität für Druck, Verpackung oder Hygienepapiere sicher.

Ursachen, Bewertung und Sortierung der Rollen

Beschädigungen entstehen entlang der gesamten Lieferkette: Beim Wickeln führen falsche Bahnspannung, fehlerhafte Kantenführung oder wechselfeuchte Papiere zu Teleskopierung, Kantenbruch und ungleichmäßiger Wickelhärte. Beim Handling verursachen Rollenzangen zu hohe Klemmkräfte, Stoßkanten in Ladezonen und unruhige Transporte Stauchungen, Ovalität und Kernquetschungen. In Lagerung und Versand wiederum begünstigen Kondensat, Temperaturwechsel und beschädigte Umhüllungen Feuchteflecken, Verschmutzungen und Faserverklebungen.

Die Bewertung beginnt mit einer strukturierten Eingangskontrolle: Sichtprüfung auf Kantenstatus, Mantelverletzungen und Splices, Prüfung von Kernzustand und Geradlauf, Messung von Durchmesser und Ovalität. Punktuelle Feuchtemessungen an Rand und Mitte, ergänzt um Klimadaten, zeigen, ob Feuchtegradienten vorliegen. Ein kurzes Anlaufen am Prüfumwickler offenbart Bahnruhe, Spannungsverhalten und eventuelle Lagenverschiebungen; Geruch oder sichtbare Öl-/Chemikalienkontamination sind Warnsignale für Ausschluss und Repulping.

Für die Sortierung bewährt sich eine einfache A/B/C-Klassifizierung: A für leichte Randmacken und oberflächliche Beschädigungen, B für tiefergehende Schäden mit voraussichtlichem Abzug mehrerer Lagen oder Kernwechsel, C für stark durchfeuchtete, chemisch kontaminierte oder delaminierte Rollen. Jede Rolle erhält eine eindeutige Kennzeichnung mit Materialdaten, Schadbild, Priorität und vorgeschlagenem Aufbereitungsweg. So werden passende Maschinen, Kerne und Messerbreiten vorgerüstet und Stillstände minimiert.

Effiziente Aufbereitung: Technik, Ablauf, Kontrolle

Kern der Aufbereitung ist ein leistungsfähiger Umwickler/Doctoring-Rewinder mit fein regelbarer Bahnspannung, anpassbarer Nip-Kraft und zuverlässiger Kantenführung. Einsetzbar sind Randbeschnittmesser für saubere Kanten, Vakuum- oder Bürstenreinigung zur Staubreduktion, sowie Module für schonende Warmluft- oder IR-Trocknung bei feuchten Zonen. Expandierbare Spannwellen, ein Kernziehgerät und eine Hülsenschneide erlauben schnelles Re-Core bei Kernschäden. Wichtig sind außerdem druckgeregelte Rollenzangen, gut gewartete Hebezeuge und ein ergonomischer Spleißtisch für sichere, dünne Verbindungen.

Der Ablauf folgt einem klaren Standard: Nach kurzer Akklimatisierung im Aufbereitungsbereich wird die Rolle mit niedriger Startspannung angefahren und bis in intakte Zonen zurückgewickelt. Beschädigte Lagen werden entfernt, Kanten sauber nachgeschnitten und gegebenenfalls mit neutralem, staubarmen Kleber gespleißt; Butt-Splices oder überlappungsarme Verbindungen minimieren Dickenstellen. Bei Kernquetschungen wird umgehülst: abwickeln, Kern entnehmen, auf eine neue, spezifikationskonforme Hülse aufwickeln. Feuchte Randbereiche trocknet man mit moderater Temperatur und stetiger Feuchte-/Temperaturkontrolle, um Übertrocknung und Curl zu vermeiden. Am Ende wird mit definierter Wickelhärte und sauberer Wickelgeometrie verpackt, etikettiert und die Ausbringung dokumentiert; Ausschuss geht sauber getrennt in den Stoffauflauf.

Qualitätssicherung begleitet jeden Schritt. Neben Feuchte- und Grammatur-Spotchecks sichern Kantenqualität, Wickelhärte und Bahnruhe die Weiterverarbeitung. Je nach Endverwendung sind Zugfestigkeit MD/CD, Cobb, Oberflächenglätte oder Porosität relevant; kamerabasierte Bahnbeobachtung hilft, Löcher und Verschmutzungen früh zu erkennen. Prozesskennzahlen wie Ausbeute je Rolle, Umrüstzeit, Bahngeschwindigkeit und Bruchrate fließen in die Verbesserung ein. Präventive Instandhaltung (Messerzustand, Lager, Spannwellen) und klare Checklisten steigern die OEE. Sicherheit hat Vorrang: Pinch-Points sichern, Rollenstapel stabilisieren, Staub absaugen und bei Bedarf ATEX-Anforderungen einhalten. So wird „beschädigte papierrollen aufbereiten“ vom Notprogramm zur planbaren, wirtschaftlichen Routine.

Wer beschädigte Papierrollen systematisch bewertet, zielgerichtet sortiert und mit dem richtigen Setup aufbereitet, gewinnt doppelt: Weniger Ausschuss und stabile Qualität bei niedrigen Prozesskosten. Mit klaren Standards, guten Daten und diszipliniertem Arbeiten wird aus dem Störfall ein Effizienzhebel – nachhaltig, sicher und kundengerecht.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *