Ein Wasserschaden stellt jeden Bodenaufbau auf die Probe. Wer danach Rollenware neu verlegt, sollte nicht nur auf Optik und Preis achten, sondern vor allem auf Feuchteverträglichkeit, Hygiene, Verarbeitungsdetails und die Eignung für den jeweiligen Raum. Die richtige Auswahl senkt das Risiko von Schimmel, Wellenbildung und Haftungsproblemen – und sorgt dafür, dass der Boden auch langfristig stabil und leicht zu pflegen bleibt.
Kriterien zur Auswahl von Rollenware nach Wasserschäden
Nach einem Wasserschaden zählt zunächst die Bestandsaufnahme: Welche Wassermenge ist eingedrungen, wie lange stand das Wasser, und gab es Verunreinigungen (z. B. Abwasser oder Schmutzwasser)? Diese Fragen bestimmen, ob der Altboden komplett heraus muss, welche Desinfektionsmaßnahmen nötig sind und wie intensiv der Estrich getrocknet werden muss. Erst wenn Untergrund, Feuchtegehalt und Raumklima wieder im grünen Bereich sind, lohnt sich die Auswahl neuer Rollenware.
Bei der Materialwahl unterscheiden sich textile Rollenware (Teppich) und elastische Beläge (PVC/Vinyl, CV, Linoleum, Kautschuk) deutlich. Textil wirkt wohnlich und dämpft Schall, ist aber in feuchtebelasteten Bereichen anfälliger für Gerüche und mikrobielles Wachstum – besonders bei naturfaserbasierten Rückseiten. Elastische Rollenware bietet im Regelfall die robustere Wahl nach Wasserschäden: Sie ist leichter zu desinfizieren, feuchteunempfindlicher und bei verschweißten Nähten weitgehend wasserabweisend. Achten Sie auf dimensionsstabile Trägerschichten, damit der Belag nach der Trocknung formtreu bleibt.
Praktische Kriterien runden die Entscheidung ab: Minimieren Sie Nahtanteile durch passende Rollenbreiten, um potenzielle Schwachstellen zu reduzieren. Prüfen Sie Nutzungsklassen nach EN ISO 10874 (z. B. 23/33/42), Rutschhemmung und – je nach Objekt – Brandschutzklassen (z. B. Bfl-s1). Niedrige Emissionen (z. B. EMICODE EC1/EC1 Plus) sind vor allem nach einer Sanierung sinnvoll. Dunklere, leicht gemusterte Dekore kaschieren Spuren, während homogene Oberflächen leichter hygienisch sauber zu halten sind. Klären Sie zudem, ob der Hersteller Gewährleistung für feuchtegefährdete Bereiche bietet.
Material, Unterlage und Feuchteklassen richtig bewerten
Die Basis jeder Entscheidung ist ein trockener, tragfähiger Untergrund. Lassen Sie den Restfeuchtegehalt fachgerecht prüfen, typischerweise per CM-Messung. Als grobe Orientierungswerte gelten häufig: Zementestrich ≤2,0 CM% (unbeheizt) bzw. ≤1,8 CM% (beheizt); Calciumsulfatestrich ≤0,5 CM% (unbeheizt) bzw. ≤0,3 CM% (beheizt) – maßgeblich sind stets die Herstellerangaben von Belag, Spachtelmasse und Klebstoff. Dokumentierte Trocknung, Temperatur- und Klimakontrolle (ca. 18–22 °C, 40–65 % r. F.) sind Pflicht, um spätere Haft- und Verformungsprobleme zu vermeiden.
Zur Unterlage: Offenzellige, saugfähige Schichten können Feuchte speichern und später Probleme bereiten. In sanierungsnahen Situationen bewähren sich eher kompakte, geschlossenzellige Systeme oder das direkte Kleben auf gespachtelten Estrichoberflächen. Dampfbremsen mit definiertem Sd-Wert können gegen rückseitige Restfeuchte helfen, dürfen aber keine bauphysikalisch eingeschlossene Nässe erzeugen. Wählen Sie Klebstoffe passend zur Feuchte- und Nutzungsbelastung: wasserfeste 2K-PU/EP-Kleber oder feuchtebeständige Dispersionskleber je nach Systemfreigabe. Bei elastischen Belägen erhöhen verschweißte Nähte, Hohlkehlen und dicht ausgeführte Sockel die Feuchtesicherheit.
Bewerten Sie den Raum nach Feuchtebeanspruchung. In trocken bis zeitweise feuchten Bereichen (Flur, Küche, Gäste-WC) sind elastische Rollenbeläge mit geschlossener Oberfläche und verschweißten Nähten eine robuste Wahl; Linoleum braucht hier besondere Pflege und darf nicht unter stehendes Wasser geraten. In dauerhaft feuchten Zonen oder Räumen mit Rückstaugefahr (Waschkeller, Eingänge mit Spritzwasser) sollte textile Rollenware vermieden werden. Prüfen Sie – insbesondere im Bad – die geltenden Wassereinwirkungsklassen (z. B. nach DIN 18534 für Wand-/Bodenabdichtung in Nassräumen) und stimmen Sie Bodenbelag, Abdichtung, Klebstoff und Detailschnittstellen (Fugen, Durchdringungen) systemisch aufeinander ab. Ein Pflege- und Inspektionsplan stellt sicher, dass kleine Feuchteschäden nicht wieder groß werden.
Rollenware nach einem Wasserschaden auszuwählen, heißt: Ursachen klären, Feuchte sicher beherrschen und Materialien systemisch aufeinander abstimmen. Wer Untergrundfeuchte sauber prüft, feuchtelastische Beläge mit passenden Kleb- und Schweißtechniken kombiniert und die Raumnutzung realistisch bewertet, erhält einen dauerhaft hygienischen, stabilen Boden. So bleibt die Sanierung nicht nur kurzfristig schön, sondern auch langfristig belastbar.